JENS SCHUBERT // A R B R E D E M A R B R E
Der in Leipzig wohnende Künstler arbeitet „intensiv, exzessiv, fast schon obsessiv“ im druckgrafischen Medium Linolschnitt und macht sich dabei technische Strategien sowohl der Malerei, College als auch der Zeichnung zu Nutze, um seine einzigartige Bildsprache zu realisieren und die klassischen Grenzen des von spezifischen Charakteristika gezeichneten Hochdruckverfahrens zu überwinden.
Dieses Überwinden, das Jens Schubert nicht nur bis zur stilistischen Adaption treibt sondern auch herausfordert gänzlich in anderen Medien zu arbeiten, findet der Besucher der Ausstellung ARBREDEMARBRE auf unterschiedlichen Ebenen vor: Schuberts Bildräume wachsen über die Druckstöcke hinaus und greifen in den Ausstellungsraum hinein, wo sie eine unbekannt vertraute Welt aus Zitaten schaffen. Neben den Drucken steht eine großformatige Ölkreidestift-Zeichnung vor kaleidoskopischer Tapete und zwischen verschiedenen ineinandergreifenden Rauminstallationen.
Die Spezifik seiner Bildwelten macht sich das Potenzial von Überlagerung und Collage in zahlreichen Arbeitsschritten zu Nutze, wodurch er die verschiedenen Motiveinheiten insbesondere auch inhaltlich kreuzt. Dabei unterscheidet Jens Schubert „Symbole“ von „Archetypen“. Symbole beschreibt Schubert als „kulturelle Konstante(n), in de(nen) sich evidente Narrationen und latente archetypische Grundmuster zu konkreten Formen und Zeichen verdichten.“ Durch ihre jeweilige De-Kontextualisierung, erneute Kombination und Überlagerung unterzieht er sie einer formalen aber auch inhaltlichen Metamorphose, der aus diesem Prozess eine intrinsische Bedeutungsverschiebung folgt. So beschäftigt er sich differenziert mir der Konstruktion von Symbolen und dem Veränderungspotenzial ihrer Konnotationen – Ausgangspunkte liefern dabei historische Schablonen ebenso wie literarische oder mythologischer Motive sowie Ideen des Science Fiction und Comic.
Das Motiv der Säule – Protagonist auf der Bühne der aktuellen Ausstellung, immer wieder transzendent überhöht, geradezu personifiziert – wird als sinntragendes Element aufgerufen und konterkariert scheinbar den rizomeren Wandel symbolischer Bedeutung, mit dem sich Schubert beschäftigt. Gleichzeitig erfährt das Stabilität und Überdauern suggerierende Motiv durch die Integration in Schuberts Bildwelt selbst eine Bedeutungsverschiebung, die auch der Titel ARBREDEMARBRE (Baum aus Marmor) unterstreicht. Denn die Archetypen „architektonisches Element“ und „gewachsener Stamm“ durchkreuzen sich, werden dabei instabil und evozieren eine neue symbolische Qualität. Die Säule wird zum Symbolträger sukzessiver, zeitlicher Veränderlichkeit; eines Davor und Danach, eines erweiterten Kontextes.
Viktoria Wilhelmine Tiedeke, Kuratorin
Jens Schubert (*1983 in Schwarzenberg im Erzgebirge)
schloss 2011 sein Studium an der Hochschule der Grafik und Buchkunst, Leipzig als Meisterschüler von Annette Schröter ab. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist in verschiedenen Sammlungen vertreten. For die aktuelle Ausstellung wurde er mit einem Atelierstipendium von der Stadt München gefördert.