Die Künstlerin Cigdem Aky beschäftigt sich in ihrer Malerei mit dem autonomen, inhalts‐befreiten Einsatz von Farbe als Mittel persönlichen Ausdrucks. Im super+Centercourt präsentiert Aky nun neue Werke. Die kompositorischen Beziehungen in ihren Werken entstehen durch Kontraste der Formen und Farben. Sie verleihen Akys abstrakten Kunstwerken einen Ausdruckswert, der sich sowohl emotional als auch geistig erschließen lässt, wodurch Form und Farbe einen selbständigen ästhetischen Stellenwert erhalten.
Die abstrakte Kunst verzichtet auf realistische Formen und traditionelle Symbole. Die Künstlerin unterwirft das Konvolut aus Linien und Flächen im atmosphärisch abstrakten Farb‐Bild‐Raum einer spannungsvollen Ordnung – und doch wieder nicht. Denn aus einer reduzierten und klaren Farb- und Formensprache entwickeln sie serielle Werke, bei dem das einzelne Bild seine Wirkung und seinen Sinn für sich aber auch gerade im übergeordneten Verbund der Gruppe entfaltet. Cigdem Akys Werke entstehen Schritt für Schritt. Wodurch der Farbraum aus drei Bestandteilen besteht: Tiefe, Struktur und dem Farbton. So beschreibt Aky: "Ich trage Farbe auf – und reagiere darauf. Dabei interessiert mich, wie die Farben miteinander agieren beziehungsweise aufeinander reagieren. Ich bin fasziniert davon, wie sich der Farbton einer Farbe verändert, wenn ich diese mit einer anderen Farbe kombiniere oder übermale.“ Ihre Werke prozessieren ausgehend von formalen Konstanten ein System von Wiederholung und Variation, das offen oder geschlossen, begrenzt oder unbegrenzt angelegt ist. Gleichzeitig entstehen durch Spontanität und Rhythmus immer wieder neue Farbräume geprägt durch eine lebendige Farbigkeit: „Als Motiv wiederhole ich immer dieselbe konstruierte Form. Diese Form ist für mich wie eine Art Schablone, die ich beim Einsatz der Bildbausteine benutze. Für die Betrachter*innen mag es deshalb so aussehen, als würde ich ständige dasselbe Bild malen. In Wahrheit schaffe ich immer wieder ein anderes Gefühl: So sieht der Betrachter vielleicht immer die gleiche Form, nimmt sie jedoch immer anders wahr. […] Diese Form vereint den Gegensatz aus kontrollierter, konstruktiver Malerei ohne Handschrift und unkontrollierter, gestischer Malerei.
Das sind für mich die beiden größten Gegensätze in der Malerei. […] Zum jetzigen Zeitpunkt ist das für mich die perfekte Form. Wenn ich sie einsetze, dann kann ich den Fokus auf malerische Entscheidungen legen, die für mich besonders wichtig sind: Wie ich den Pinsel ansetze, wann ich mit dem Farbauftrag aufhöre, wo ich Farbe tropfen lasse, was ich übermale.
Man kann es malerische Forschung nennen.“
Die Ausstellung zeigt Akys neue Serie mit Titeln wie „Neuordnung“ oder „Metamorphose“. Waren die bisherige Bildanordnungen geprägt durch ein enges Bildschema, in dem jedes Bild mit dem identisch platzierten Balken angeordnet wurde, hat sich die Ausgangssituation nun verändert. So lässt sich eine Metamorphose in der Herangehensweise beobachten. Eine Umbildung an Veränderungen ihrer „Umweltbedingungen“ als Anpassung? Die neuen Werke verschleiern die Linienführung des Pinsels, den Duktus der Künstlerin. Betrachter*innen tauchen ein in ein tiefes Meer aus reiner Farbe. Es erscheint die Totalität der Farbwelt, die auf der Bildfläche ein malerisches Abenteuer von Ruhe und Bewegung, von Licht und Schatten und leuchtenden Farben entflammt.
Cigdem Aky *1989 in München lebt und arbeitet in München. Sie studiert zunächst von 2009- 2013 an der AdBK München bei Prof. Jerry Zeniuk, Gastprofessor Myriam Holme und Thomas Scheibitz. Nach Anfängen in der gegenständlichen Malerei (Porträts, Interieurs, Landschaften) studiert sie von 2013-2017 an der SAdBK Karlsruhe und wendet sich von da an der abstrakten Malerei zu. Anfang 2017 schließt Aky ihr Studium bei Prof. Helmut Dorner als Meisterschülerin in Karlsruhe ab. 2013 erhält Aky das Oskar-Karl-Forster Stipendium, 2015 den DAAD Preis für hervorragende Leistungen. Seit 2012 zahlreiche Ausstellungen in Frankfurt am Main, München und Karlsruhe.