#3 Manuel Strauß | Solo Show
VERNISSAGE live on Instagram 19.03.2020 7pm | AUSSTELLUNG 20.03 bis 17.04.2020
Sag mal, denkst Du Dir da eigentlich was dabei?
Eine disruptive Kunstpraxis.
Manuel Strauß arbeitet mit dem Verhältnis von technischer Kultur und Naturformen. Dabei schafft der Künstler unmittelbare Reaktionen auf seine Umwelt und verwirft mit größter Selbstverständlichkeit, unsere Bild- und Denkgewohnheiten von Malerei, Skulptur und Technik. Humorvoll und sensibel treten die Werke den Betrachter*innen entgegen. So scheint der Gegensatz von Materialien und Formen diese Differenz zunächst nachdrücklich zu verstärken. Die Werke bieten keine festen Vergleichskategorien oder starren Differenzierungsmuster vielmehr heben sie alle bestehenden Bedeutungshierarchien auf.
Die Materialität der Werke beharrt auf der Erforschung der menschlichen Kultur und unserer technisch-industriellen Zivilisation, dabei sind es jedoch vielmehr experimentelle Versuchsanordnungen oder Innovationen, die bestehende Technologien nutzen und diese vollständig neu verwenden. So nutzt Strauß Materialien wie Lehm, Sand, Epoxidharz, Gips, Pappe, Sperrholz, Glasfaser oder LEDs und macht sich industrielle Fertigungsmethoden zu eigen. Die Grenzen oder Schwelle zur Malerei und ihre Überschreitung oder Auflösung steht dabei unweigerlich bevor. Darunter finden wir fluoreszierend wie gemalte Einsprengsel in Epoxidharz, geometrische Glasfaser Skulpturen, verschnitte, Abguss Reste, Ausschuss und andere Produktionsrückstände. Das Ergebnis sind eigenwillige Produktionen sperrig und doch sympathisch, eine haptische Einladung, bei welcher der Zufall das gesamte Spektrum möglicher plastischer Formgebungen durchspielt. Der serielle Charakter der Werke entspricht einer Notwendigkeit, häufig lassen sich dabei Formen in neuer Gestalt wiederfinden. So lassen z.B. die immer wiederkehrenden Ummantelungen und Rahmungen gerade noch so Rückschlüsse auf die verborgenen Objekte und Materialien ziehen.
Die visuelle Wirkung jedoch ist abhängig vom Blickpunkt der Betrachter*innen. So mag sich der ‚pikturale Charakter‘ schnell in optisch sinnlose Verzerrungen, unzusammenhängende Malereien, Markierungen und unverständliche Fragmente auflösen. Doch sind es meist figurative Elemente, die uns in die Bildwelt eintauchen lassen. Vorherrschend ist das Hybride, Künstliche, Groteske und Ironische, dass im Finden, umformen, kombinieren, verfremden und wieder verwenden, welches uns in den handwerklich bewusst geschaffenen Dingen seinen Ausdruck finden lässt. Körperliches, Schrift, Farbe und Formen dominieren die Arbeiten. Die Materialien, das Dingliche in seinen Werken lässt uns Figuren und Geschichten denken und erahnen. Der Künstler gestattet uns teilzuhaben: an Vergangenem, Erlebtem und weiterverarbeiteten. In manchen Werken wirken die Materialien barsch und die Farbigkeit energisch, doch auf den zweiten Blick sind es zart zerbrechliche Spuren, Erinnerungen und einfühlsame Momente die der Künstler (vielleicht auch unbewusst) mit uns teilt.
Um jedoch wirklich in die breitgefächerte ästhetische und bildliche Spannweite seiner Werke einzutauchen; brauchen wir Zeit. Zeit, um die Sensibilität und die Ausdrucksstärke der einzelnen Werke zu verstehen, die sich gerade im Konglomerat entfaltet zu scheint.
Text: Sophie-Charlotte Bombeck