#10_21 PERPLEX
JULIA KLEMM & MAGDALENA WALLER

Closing 24|02|2022 17 - 21 Uhr

Ausstellung 10|12|2021 bis 04|03|2022


Liebe Freund:innen des Centercourts,

wir laden herzlich zur Finnissage am Donnerstag den 24.02.22 von 17 - 21 Uhr in den super+Centercourt ein. Wer es nicht schaffen sollte, der kann sich noch bis zum 04.03.2022 ein eigenes Bild machen! Denn wie immer gilt: der super+CENTERCOURT ist 24 Stunden 7 Tage die Woche von außen einsehbar!
Einzeltermine können via E-Mail mit: magdalena.waller@gmail.com vereinbart werden.

Eine eigene Form der Topographie 

Perplex, das heißt zunächst soviel wie verblüfft, verwirrt oder überrascht [über etwas] zu sein. Ich bin, verwirrt, irritiert oder im Englischen „I am puzzled“. Die Ausstellung „Perplex“ zeigt Arbeiten der Münchener Künstlerinnen Julia Klemm und Magdalena Waller. In der Gegenüberstellung von zwei- und dreidimensionalen Arbeiten präsentieren sie einen Dialog zwischen Malerei und Keramikskulpturen.

Während Julia Klemm Skulpturen aus 3D Datensätzen von Löwen-Statuen aus verschiedenen europäischen Städten entwickelt, setzt sich Magdalena Waller malerisch mit Himmelskörpern auseinander, wobei sie die Sinnlichkeit des Blicks in den Himmel und hoch technologisierte Weltraumapparaturen nebeneinander stellt. Klemms Skulpturen gehen komplexe digitale und keramische Prozesse voraus. Aus vorerst verkleinerten und verfremdeten Teilen der Löwenmodellen entwickelt sie Keramikfragmente, die sie in neue Sinnzusammenhänge umordnet. Wallers Arbeiten hingegen sind einem alchimistischen Oxidationsprozess ausgesetzt, bei dem sie zunächst marmoriertes Papier stellenweise mit Blattsilber überzieht. 

In der Gegenüberstellung beider Arbeiten bilden sie eine besondere Symbiose. Das Gespür für die Farbigkeit und das Material, das jede Künstlerin jeweils für sich erarbeitet hat, sowie die Besonderheit der Analogie im Sinne des „Sich-Ähnlich-Seins“, sticht dabei besonders heraus. Obwohl sich ihre technische und inhaltliche Herangehensweise stark unterscheiden, verbindet beide Ansätze der Umgang mit Materialität, der die immanente Struktur des verwendeten Materials immer offen lässt. Dabei liegt die Prozesshaftigkeit ihrer Arbeitsschritte genauso offen wie verborgen, denn sie sind weder mit ungeübtem Auge erkennbar, noch erinnern sie an geläufige Oberflächenstrukturen. Die Marmorierung des Papiers bei Waller und die strukturierten Oberflächen der Keramikskulpturen von Klemm sind dabei der „rote Faden“, der uns durch die Ausstellung führt.


Magdalena Waller 

Nachts öffnet sich am wolkenlosen Firmament ein besonders prächtiger Anblick: Abertausende winziger Lichter. Sie wirken ungeordnet, scheinbar willkürlich verstreut; imaginäre Linien, die sich von einem besonders hellen Punkt zu einem anderen spinnen. In diesem Schauspiel markieren sich die Silhouetten kolossaler Figuren: Der Sternbilder. 

Himmelskörper sind Objekte im Weltall. Sie dienen der Orientierung, sind Anhaltspunkte für irdische Vorgänge, Eckdaten und Pfeiler unserer Welt, als Wegweiser in der Kartographie, in der Seefahrt, in der Astrologie und Astronomie. Ihre Formen und Anordnungen sind Inspirationsquellen ganzer Systeme, Kulturen und der Künste.  Neben flüssigen, gas- und staubförmigen Objekten der Natur sind im Weltall aber auch von Menschen gemachte Objekte zu finden. Weltraumschrott, Satelliten, Sonden und ähnliches von Institutionen wie der NASA gibt es im Weltraum unzählige. So sind ganze „Stern- oder Perlenketten“, die sich über das Firmament erstrecken, kein natürliches Phänomen. Die einzelnen „Perlen“ dieser Ketten sind Satelliten, die mittlerweile für uns als einfache Betrachter:innen mit dem Auge sichtbar sind. Bei dem Blick in den Nachthimmel, werden wir uns des Eingriffs der Menschen in die Natur bewusst und wir erleben innige Momente, in denen wir darüber staunen und ‚perplex‘, sind. Die Arbeiten der Künstlerin Magdalena Waller sind tatsächlich inspiriert durch die Begegnung mit derartigen (un)natürlichen Himmelskörpern, nämlich den Starlink-Satelliten von Elon Musk. 

Während die meisten Bildflächen naturgemäß „für die Ewigkeit“ abgeschlossen sind, bleiben manche Silber-Flächen prozesshaft offen, oxidieren im Laufe der Ausstellung nach und entwickeln einen Goldton. Transportiert wird ein haptischer und lebendiger Sinneseindruck: Die silbernen Oberflächen reflektieren, oxidierte Stellen erinnern an das Brennen und Verglühen in der Atmosphäre, die Wölbungen des Papiers deuten die Räumlichkeit des Alls an. So leuchten z.B. einzelne runde Kreise aus dem dunklen Hintergrund heraus und werden zum Fremdkörper im Umraum, andere verteilen sich wie flackernde Schwärme von silbernen Wirbeln auf wolkigem Untergrund. Diese Anhaltspunkte für die Gedankenwelt der Künstlerin verbinden sich mit der Farbigkeit der Bildfläche, der marmorierten Struktur des handgeschöpften venezianischen Papiers und den fragilen silbernen Oberflächen, die aus sich heraus zu leuchten scheinen.

Julia Klemm sammelt second-hand Keramikfiguren, sog. „Stehrümchen“. In der Regel nimmt sie diese auseinander und setzt sie mit Ton und Glasuren neu zusammen, wodurch sich ihre Formen, Farben und Bedeutungen verändern. Eine Metamorphose des Objekts gibt ihnen eine neue Gestalt – immer bezogen auf die Erforschung der Formlosigkeit – und wirft auf diese Weise Fragen nach unserer Existenz auf. In Klemms neuer Werkserie geht die Künstlerin einen Schritt weiter und widmet sich klassisch gebildhauerten Tierstatuen – den Löwenstatuen im städtischen Raum. 
Der Löwe steht als Wächterfigur, als Gedenkstätte, Kunstwerk, Mahnmal oder als stolzes Wahrzeichen in einer Stadt. Dabei bezieht sich Klemm auf klassische Statuen, vorwiegend eingebunden in hierarchische architektonische Gefüge.

Im Internet stieß die Künstlerin auf 3D Modelle, detaillierte open source Dateien, darunter ein Löwendenkmal aus Barcelona, Oslo und Antwerpen. Die Künstlerin stellt die aus 3D Verfahren resultierenden Formen neu zusammen. Dabei entstehen in der haptischen Ausführung kubistische Flächen mit feinen Spuren, die an Fingerabdrücke erinnern, jedoch aus dem Druckverfahren resultieren. Die Mischung aus technischen und organischen Linien der Skulpturen, lassen sie futuristisch anmuten. In Klemms Skulpturen erinnern die rot, blau, grün bis rosafarbenen Linien des eingefärbten Tons daran, dass die einzelnen Fragmente vor ihrer Weiterverarbeitung ein Bild ergaben, und werden dadurch zu einer Art Puzzle. Die neu zusammengefassten Keramikfragmente erscheinen hingegen an ihren „Nahtpunkten“ ‚perplex‘, nicht mehr ins Gesamtbild passend. 

Julia Klemm (*1983 in Backnang) lebt und arbeitet in München. Sie beginnt 2010 ihr Kunststudium an der AdBK München bei Prof. N. Prangenberg und macht 2017 als Meisterschülerin bei M. Karstieß ihren Abschluss. 2018 erhält sie ein Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultur, Wissenschaft und Kunst für einen sechsmonatigen Aufenthalt an der Cité Internationale des Arts, Paris. Mit Hilfe mehrfacher keramischer Brände bildet Klemm – nach Interventionen mit Ton, verschiedenen Glasuren und gebrauchten Keramikfiguren – komplexe Assemblage-Skulpturen. Sie stellte bisher in Deutschland (u. a. in München, Köln, Düsseldorf) sowie international (u. a. in New Jersey, Rom, Beirut) aus. 

Magdalena Waller (*1988 in München) hat als Meisterschülerin an der AdBK München und an der University of Arts in Okinawa (Japan) Malerei studiert. Beeinflusst von Reisen in über 40 Länder forscht sie an neuen Maltechniken und dem Diskurs um Identität. Ihre Bilder sind sich selbst formende Lichtgemälde, die durch natürliche Oxidationsprozesse von Blattmetallen entstehen, ein Verfahren, das in der japanischen Tempelmalerei Anwendung findet. Waller hat u. a. in Berlin, München, Wiesbaden und Düsseldorf ausgestellt und ist in Privatsammlungen in den USA, Deutschland, Schweden, Italien und Japan vertreten. 

Eine Ausstellung kuratiert von Sophie-Charlotte Bombeck 

Mit freundlicher Unterstützung durch die Steiner Stiftung 

Außerdem haben sich die beiden Künstlerinnen etwas ganz besonderes überlegt: Wir dürfen Euch eine kleine gemeinsame Edition vorstellen, die Ihr ab Donnerstag käuflich erwerben könnt. Alle Informationen hierzu findet Ihr dann auch auf unserer Webseite. Wer also noch ein Weihnachtsgeschenk benötigt, Kunst daheim genießen möchte oder einfach auch Künstlerinnen in diesen schwierigen Zeiten unterstützen möchte, der meldet sich bei uns!

Der Erlös der Edition geht zu 100% an die Künstlerinnen.

 
 

Preise Edition 

Julia Klemm 

o.T. , 2021, Keramik, Glasur, 16,5 x 9 x 3 cm 

Auflage 5 +1Artistproof  

je 250€

Magdalena Waller 

atlas glow, 2021, 

Silber auf venezianischem Papier, 25 x 18 cm  

Auflage 8 +1Artistproof

je 200€ 

Special-Offer

Edition Julia Klemm  &  Magdalena Waller

je 390€