CHRISTIAN MUSCHEID // GRAND OPENING
„Jede Farbe ändert sich ‚im Auge’ durch die Nachbarschaft zu anderen.“ (Josef Albers, Interaction of Colors, 1963)
Dass Farbe immer von ihrer Zusammenstellung und Überschneidung mit anderen Farben und von der Wahrnehmung eines betrachtenden Subjekts abhängig ist, diese Erkenntnis liegt nicht nur Josef Albers’ 1963 erschienener Abhandlung Interaction of Color zugrunde, sondern ebenso den künstlerischen Arbeiten von Christian Muscheid. Geboren 1982 in Saarbrücken, ausgebildet an der Akademie der Bildenden Künste München und der Facultat de Belles Artes in Barcelona, Spanien, erhielt der Künstler 2009 sein Diplom als Meisterschüler von Prof. Jerry Zeniuk an der ADBK München.
Gilt Muscheids primäres Interesse in seinen Arbeiten auf Papier und Leinwand den Harmonien und Dissonanzen der aufeinandertreffenden Farb- und Formfelder, erweitert er mit seinen Installationen und Mixed Media Arbeiten das künstlerische Experimentierfeld um den Einbezug von Fragestellungen über die Interaktion von Farbe im Raum, deren Auswirkungen auf seine Struktur sowie auf die Wahrnehmung des betrachtenden Subjekts im Raum von dessen intrinsischer Architektur.
Dies zeigt sich auch in den vier Arbeiten, die Muscheid speziell für die Opening Exhibition der SUPER+CENTERCOURT GALLERY angefertigt hat. Zwei großformatige Arbeiten auf Leinen - gelb und kreisförmig, tagesleuchtpink und rechteckig - treten in Korrespondenz zueinander und zu zwei viereckigen Kupferarbeiten auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Wichtig für das Verständnis der Funktionsweise von Christian Muscheids Arbeiten ist, dass für den Künstler die Begrenzung nicht am Rand des jeweiligen Objektes aufhört. Die Kante eines Werkes versteht er vielmehr als Übergang: die Wand wird so zum neuen Untergrund, der Raum zur Gesamtbildfläche. Der rote Boden, der gelbe Kreis, die Rechtecke aus Kupfer sind alles Elemente eines Bildes, in das sich der Betrachter beim Betreten des Raumes begibt. Die Grenze des Kunstobjekts wird somit aufgebrochen, der Raum in das Werk integriert und der Zuschauer von der distanzierten Betrachterposition in die Mitte des Kunstwerks hinein katapultiert.
Die rote Farbe des Bodens hat der Künstler dabei intuitiv ausgesucht. Diese war im Folgenden nicht nur bestimmend für die spezifische Form und Farbigkeit der ausgestellten Werke, sondern auch für den Titel des Ausstellungsraumes: Der SUPER+CENTERCOURT versteht sich als Angelpunkt kommunikativen Austauschs, künstlerisches Spielfeld und Ort spielerischer Auseinandersetzung mit der Kunst zugleich.
Rosali Wiesheu