#9_21 Philipp Benkert – Der Schatten des Objekts des Ereignisses

Vernissage 11|11|2021 18:00 Uhr

Ausstellung 12|11 bis 05|12|2021

Ein Bild zu denken bedeutet, Denken und Sprache auseinander zu halten, da das Bild anders zum Denken anregt als eine Kombination von Zeichen. Zeigen kann daher nie Sprechen sein, denn die Substanz eines Bildes geht andere Wege.

Philipp Benkert’s Arbeiten lesen lernen heißt, sein Schweigen zu respektieren. Die Geste des Zeigens bedeutet dabei nicht den Anspruch, Realität oder Wahrheit abzubilden oder indexikalisch einzufangen. So zelebriert die Ausdruckskraft seiner Werkreihe „Der Schatten des Objekts des Ereignisses“ die Schönheit und Anmutung der Dinge. Es entsteht ein sinnlicher Eindruck von Farbe, Tiefe und organischen Verformungen, eine Darstellung metaphysischer Substanzen die den Wahrheitsanspruch der Betrachter:innen nicht bedient. Die Leerstellen werden so zu etwas Unberührbaren – eine Fiktion, die trotzdem reale Verbindungen schafft. 

 Ein Spiel mit den Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart, seine Stellungnahme zu den kulturellen und politischen Strukturen der Zeit. In einem ständigen Dialog entstehen phänomenale Objekte, die dem Geist des Subjekts entsprechen und wiederum zum Produkt menschlicher Erkenntnis werden lassen. 


Der Schatten des Objekts des Ereignisses: Die undurchdringliche Endlichkeit und Vergänglichkeit der Entität, ist in den Schatten eines Wissens verhüllt, welches sich unserem luziden Blick entzieht und die gesellschaftsprägenden Ereignisse unserer Zeit in Dunkelheit eintaucht. Als einen eigenen Wirklichkeitsbereich reiner und zugleich geschaffener Sichtbarkeit präsentiert Benkert eine reflexive Wirklichkeit, damit bindet er sich nicht an eine reine Repräsentation oder Abbildung einer gegenständlichen Welt um die Dinge zu zitieren, sondern bedient sich einer radikalen Reduktion; vorbei an einer irrationale Rationalität hin zu einer vieldeutigen real Aufnahme.
 

Philipp Benkert (*1989) lebt und arbeitet in Offenbach. Benkert ist derzeit Postgraduiertenstudent bei Juliane Rebentisch an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Er studiert an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, School of Fine Arts Athen und an der Akademie der Bildenden Künste München Freie Kunst bei bei Julian Rosefeldt, Hermann Pitz und schließt als Meisterschüler sein Studium bei Prof. Florian Pumhösl ab. Benkert ist Stipendiat der Salzburger Sommerakademie bei Michael Beutler und der Studienstiftung des Deutschen Volkes. In seinen Arbeiten beschäftigt sich Philipp Benkert sowohl mit dem Verhältnis zwischen Subjekten zu ihren Wahrheiten und Ideologien als auch mit dem Spannungsfeld des Dichotomischen Denken zwischen Natur und Technik. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland darunter, Wien, Schwaz, Hohenems, München, Athen, Los Angeles.

 

Kuratiert von Sophie-Charlotte Bombeck

ACHTUNG: Die Vernissage findet Pandemiebedingt zu einem späteren Zeitpunkt statt.


ARCHE NOAH – SAMMLUNG KUNST & NATUR

Zeitgenössische Interventionen

Die „Arche Noah – Sammlung Kunst & Natur“ präsentiert eine neue Ausstellungsreihe in der zeitgenössische Künstler:innen in einen Dialog mit der Sammlung treten. Mit der Zielsetzung kommunikative Verbindungen zwischen dem Kunstraum und der Natursammlung der Arche Noah herzustellen und gleichzeitig neue Perspektiven auf Natur und museale Kultur zu eröffnen, werden naturkundliche Objekte und Tierpräparate in einen neuen zeitgenössischen Kunst-Kontext gesetzt. In Zusammenarbeit mit externen Kurator:innen entsteht ein Projekt durch das internationale Künstler:innen eingeladen werden temporär in den Dialog mit der Kunst- und Natursammlung des Museums zu treten.

Weißes Skelett/Bunter Staub – Philipp Benkert

Natur und Kunst erscheinen auf den ersten Blick als zwei getrennte Disziplinen. Dort, wo Wissenschaftler:innen versuchen, die Welt objektiv zu beschreiben und zu erklären, wollen Künstler:innen aus ihrer subjektiven Erfahrung heraus nachbilden, in Frage stellen und neu erschaffen. In der „künstlerischen Forschung" steht zum Beispiel ein wissenschaftlich anmutender, methodisch geleiteter Rechercheprozess im Mittelpunkt. In den Naturwissenschaften wiederum wächst das Bewusstsein dafür, dass die Ergebnisse dieser Disziplin auch Gegenstand von gesellschaftlichen Diskursen und künstlerischen Deutungen werden können. Der „Kunst/Raum Contemporary" macht es sich zur Aufgabe diesen Ansatz synergetisch und synästhetisch zu unterstützen.

Die Ausstellung „Weißes Skelett/Bunter Staub“ von Philipp Benkert beschäftigt sich mit der Beschaffenheit der Fotografie als Abbild. Seine Werke treten in einen Dialog mit dem Ausstellungsort selbst und regen die Besucher:innen dazu an, ihre Beziehung indirekt-direkt von Mensch zur Welt (Natur) zu überdenken. Die Arbeiten untersuchen Gegenständlichkeit und Abstraktion und richten den Blick auf die Materialität und Immaterialität, die das Medium Fotografie suggeriert. Dabei beschäftigt sich Benkert mit der Unterscheidung zwischen „natürlich“ und „künstlich“, d.h. zwischen dem, was auf menschliche Einwirkung zurückgeht, und dem, was auch ohne den Menschen „da wäre”.

Benkert präsentiert in dieser Serie den Betrachter:innen serielle Makroaufnahmen künstlicher Aquarium-Pflanzen. Unter forensischen Gesichtspunkten wird dabei eine letzte Ebene deutlich. Die Arbeiten offenbaren die Natur der Künstlichkeit und machen die Spuren des Fertigungsprozesses sichtbar. Die Rückstände, Farbigkeit und Künstlichkeit der Pflanzen entziehen der Fotografie hierbei den Anspruch, Vergängliches in Überzeitliches einzufrieren. Die Vorstellung von Farbigkeit der Pflanzen wird den Vorstellungen von Farben angepasst. Die überspitzte und überreizte Farbigkeit der künstlichen Pflanzen setzt dem menschlichen Anspruch zur Wiedergabe von Natur eine Übernatur entgegen und unterstützt so die Künstlichkeit des Objektes selbst. Denn tatsächlich ist die Darstellung von Natur so überreizt, dass die Pflanzen selbst ihren Anspruch an Natürlichkeit verlieren.

Wann wird Natur noch als Natur wahrgenommen und wo ist die Grenze ins Künstliche?

Unter den Dingen, mit denen wir in direkten Kontakt kommen, ist das in „Reinform Künstliche“ ebenso rar wie das in „Reinform Natürliche“. Was wir kennen, ist eine Kombination aus beidem, denn mehr oder weniger alle uns in der Alltagserfahrung begegnenden Dinge fallen in eben diesen Bereich, selbst wenn wir sie – fälschlicher oder unbedachter Weise – dem „Natürlichen“ zuordnen. So sind nicht nur die künstlichen, sondern auch die natürlichen Blumen aus dem (echten) Blumenladen meist im künstlich beheizten Gewächshaus und möglicherweise in einer Nährstoffampulle unter Zusatz von Kunstdünger gewachsen. Unter Umständen verdankt sogar die ganze Gattung ihre Existenz züchterischen Bemühungen um ästhetische Attraktivität, Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit.

Öffnungszeiten

Freitag 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr

Für erweiterte Öffnungszeiten sowie individuelle Öffnungszeiten informieren Sie sich bitte auf unsere Webseite www.arche-noah-museum.at

Es gelten grundsätzlich die aktuellen Covid-19-Schutzmaßnahmen Österreichs. 

 
ARCHE NOAH – SAMMLUNG KUNST & NATUR

BÄUMLER PARK | Markus-Sittikus-Straße 20 | 6845 Hohenems | Österreich

Tel. +43 (0) 5576 7446611 | info@arche-noah-museum.at  | www.arche-noah-museum.at