courtesy of the artist, Fotos: Peter Langenhahn
Die wirklich wichtigen Dinge. Aber – was sind die wirklich wichtigen Dinge?
Eine Lampe, ein Buch, eine Pflanze, ein Telefon? Der Apfelkuchen auf der Einladungskarte zur Ausstellung im super+Centercourt lässt erahnen, dass die wirklich wichtigen Dinge aktuell vielleicht gar nichts Materielles im herkömmlichen Sinne sind. Vielmehr ist es ein Gefühl, ein Gemütszustand, etwas nicht Greifbares, was uns zur Zeit alle verbindet. In den Vorbereitungen zur Ausstellung sind wieder einmal umfangreiche „Dinge“ entstanden… Überlegungen wurden über den Haufen geworfen, Umzüge haben stattgefunden und bei all dem Hin und Her, war uns der Austausch, das Miteinander, zwischen Künstlerin und Kuratorin das Liebste und wichtigste. Trotz räumlicher Distanz waren wir uns so nah: „Ich hab Dinge in den Raum gemalt, jetzt sind sie wieder weg“. Immer wieder fragen wir uns, was sind denn die wirklich wichtigen Dinge? Den Raum zu füllen ist einfach, doch zu reduzieren auf das, was wirklich wichtig ist, nicht. Und trotzdem. Der Raum ist augenscheinlich leer; gleichzeitig füllt die Künstlerin Esther Zahel ihn mit so Vielem: Glaube, Liebe, Hoffnung, Wohlbefinden, Zwischenmenschlichkeit, ein bisschen Esther, ein bisschen Sophie, ein bisschen von Ihnen und uns Allen.
„Ich hab immer das gemalt, was mich gerade beschäftigt. Wir sind umgezogen und brauchten Möbel, wir hatten keine – also hab ich sie gemalt.“
Zurzeit brauchen wir keine Möbel, denn letztlich sind es die kleinen „Dinge“, die uns Glücklich machen. Als Kuratorin des Raumes ist mir nicht wichtig, ob ich gefallen an den Dingen habe, ich möchte Auseinandersetzung schaffen und Brücken bauen: Zwischen den Betrachter:innen und dem Werk, zwischen Ihnen und den Künstler:innen. Ein Stück mitbringen und teilen. Die einzelnen Künstler:innen und ihre Positionen, die ich Ihnen in den letzten zwei Jahren präsentiert habe, waren diverse und ich freue mich, dass auch meine 25. Ausstellung im super+ Centercourt eine neue, ganz eigene Erfahrung und Auseinandersetzung mit dem Raum, dem Publikum und zwischen Künstlerin und Kuratorin ist.
Esther Zahel präsentiert den Betrachter:innen eine raumgreifende „Raum im Raum“ Installation im super+Centercourt. Ihre figurative Bildsprache verschmilzt Anregungen aus dem was ihr begegnet und sie beschäftig: Ein Stuhl, ein Tisch, ein Regal, ein Haus; dabei sprengt sie immer wieder den Raum, schafft begehbare Installationen oder verbindet die Werke miteinander: Ein Telefon und eine Steckdose, das Kabel malt sie über die Wand hinweg, schließlich braucht es ja Strom. Die Nüchternheit der Sicht, die ihre Welt (augenscheinlich) so selbstverständlich macht, bringt auch ihre humoristische Betrachtung „der Dinge“ zum Vorschein. Dabei sind Schrift, Bild und Muster Mittel ihrer Malerei und Gedankenwelt. Die Objekte sind als Erinnerungsstück ein „Vehikel der Gefühle“, und daraus ergeben sich für die Betrachter:innen persönliche, sentimentale Bezüge und kollektive magische Bedeutungen. Ihre Räume sind fantastische Inszenierung realer Wohnorte.
Esther Zahel (*1990 Hanau) lebt und arbeitet in Augsburg. Sie studiert von 2013 bis 2018 an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Günther Förg, Matthias Dornfeld und schließt ihr Studium schließlich als Meisterschülerin bei Prof. Gregor Hildebrandt ab. 2019 erhält die Künstlerin den Leonard- und Ida-Wolf-Gedächtnispreis, nimmt an verschiedenen Artist in Residence Programmen teil, darunter an den Kunstarkaden Kempten und in der Künstlerstadt Kalbe.
www.estherzahel.com
kuratiert von Sophie-Charlotte Bombeck